Konzertkritiken


Kritik über das Konzert am 18.12.22 im Stadtkino Trostberg, Passauer Neue Presse am 23.12.2022 von Kirsten Benekam
Duke Ellington mit Seelenschmelz ins Jetzt geholt


Dass letztes Wochenende am Adventskranz das vierte Lichtlein brannte,
hielt zahlreiche Jazz-Freunde nicht vom Besuch der Jazz-Matinee im
Trostberger Stadtkino ab. Mit gutem Grund. Dort war nämlich taufrischer
Jazz der Extraklasse geboten. Oliver Hahn (Piano) und Michael Hornstein
(Saxophon) sind Größen ihres Faches, überregional und international in
der Szene mehr als nur angesagt. Eine Ehre also, die beiden Jazzer im
beschaulichen Trostberg vor verhältnismäßig kleinem Zuhörerkreis erleben
zu dürfen.

Umso intimer war das Konzerterlebnis, das mit
lockerem Plausch und Gedankenaustausch zwischen Musikern und Zuhörern
fast einem „Wohnzimmerkonzert“ mit Exklusivitätscharakter gleichkam. Mit
unverkrampfter Lässigkeit servierte das Duo am Alzufer Jazz wie
Sahneschnittchen, bis schließlich dem letzten Zuhörer im gemütlichen
Obergeschoß des Stadtkinos das fünfte Lichtlein in der Seele flackerte.
Ein vorweihnachtliches Wohlgefühl. Lob und Dank gebührt dem
Veranstalter, dem Kulturkessel Trostberg, der stolz sein darf, derlei
große Fische an Land gezogen zu haben.
Der erste Konzertteil war der
„Magie des Augenblicks“ unterstellt: Diese Magie sollte, wie Hornstein
erklärte, aus spontanen Verabredungen zu gemeinsamen Genuss-Nummern
entspringen – vom Augenblick inspiriert, von der Lust und Laune im Hier
und Jetzt, genau das zu spielen, was eben gerade passt. Eine Jukebox aus
älteren und neueren Nummern, teils Mitbringsel von Reisen aus fernen
Ländern, denen eben dieses abenteuerlich-fremdländischen Kolorit
anzuhören ist: Weltenbummler, also, die aus dem Fundus globaler
musikalischer Strömungen schöpfen, um sie mit eigenen Themen und
Variationen angereichert, weiterzuerzählen. Frischer und jazziger geht
nicht, da hörte man gerne zu. Und weil’s in die Zeit passt, gab es mit
„Stille Nacht“ gar Weihnachtliches auf die kalten Öhrchen –
gefühlsintensiv und gar nicht still, ver-Hornstein-t könnte man sagen
und mit Hahn’schen Piano-Glanzperlen vergoldet. Die Beatles seien die
Helden ihrer Jugend gewesen, so Hornstein, und hätten sich eine
Verbeugung verdient. So kam die Liebesballade „Michelle“, im zärtlichen
Austausch zwischen Saxophon und Piano, als wahre Schmachtnummer daher.

Im
zweiten Konzertteil kamen Nummern der gemeinsamen CD „Ellington Now“ zu
Gehör: Titel Duke Ellingtons (1899-1974) ins Jetzt geholt, nicht etwa
nachgedudelt, was ein Genius komponierte, sondern viel mehr in passendem
Stil eigenen Seelenschmelz hinzugefügt. So kamen Nummern wie „Caravan“,
„Isfahan“ oder „It Ain’t Mean A Thing“ gar nicht überwürzt oder
überzuckert, sondern frei von jeglicher Überheblichkeit klangverfeinert
daher.

Apropos fein. Superfein ist auch die Interaktion der
beiden Jazzer, wie sie sich im gegenseitigen Spiel inspirieren,
herausfordern, auf die jeweiligen Angebote eingehen, Fragestellungen des
anderen aufgreifen, um sie nach intensiver Betrachtung zu beantworten –
der Zauber vollendeter Improvisationsarbeit. Eine Sprache, die weiß
Gott nicht jeder Musiker beherrscht, die aber jeder empathiefähige
Zuhörer versteht, die begeistert mitnimmt und zwanglos beglückt.
Instinktgesteuert scheinen Hornstein und Hahn des Andern Intention zu
wittern: Ein spontanes Lachen, ein Nicken oder Schieflegen des Kopfes,
der passende Einsatz, am Sax – gehaucht wie Wüstenwind oder
explosionsartig „gebellt“, bis das Blech zu bersten droht – ganz großes
Jazz-Kino im Stadtkino von zwei so gänzlich Allüren freien Meistern
ihres Faches.


Kritik über das Konzert am 19.02.22 im Cafe Museum in Passau, Passauer Neue Presse, 22.02.22, von Christine Pierach

Ein ganz eigenes Ding

Hahn & Hornstein betören mit „Ellington Now“

Selten genießen so viele Jazzclub-Besucher wie am Samstag die Live-Musik mit geschlossenen Augen. Dieses Wohlfühlklima gelang dem Duo Hahn & Hornstein mit einem meisterlichen, freien und anderen Blick auf die Musik Ellingtons. Seit gut einem Dutzend Jahren kommen Pianist Oliver Hahn und Saxophonist Michael Hornstein immer mal zusammen, um ein Thema gemeinsam aufzubereiten. Nun gut, in den letzten beiden Lockdown-Jahren seltener. Umso stärker ist die Lust beider, sich auf der Bühne einmal mehr mit Ellingtons Werk zu beschäftigen, mit den Swing- und Mood- und Jungle-Standards dieser Pianisten- und Komponisten-Legende Edward Kennedy "Duke" Ellington (*1899 - †1974). Und der eitle Duke hätte sich keine besseren Interpreten aussuchen können als diese vielseitigen, gefragten, überaus souveränen Könner. Nicht von ungefähr war es eine Weile in beider Duo-Gigs Usus, dem Zuhörer eine CD zu schenken, der den nächsten Titel errät. Denn genau darin liegen der Erfolg und die Faszination des Projekts. Hahn und Hornstein nehmen die Grundidee, die Phrasen, die Feinheiten des Originals und machen daraus ein ganz eigenes Ding. Viel Improvisation, viel Leichtigkeit, viel Freiheit, enorme Sensibilität für die Musik nicht minder wie für den Partner und vor allem einen überaus kultivierten Riesenspaß an dem, was sie da gerade tun, legt das Duo an den Tag, in den Abend auf der Bühne. Unbekümmert und behutsam zugleich zerlegen sie die zeitlosen Ellington-Standards, bauen Türmchen und Tetris, dreschen Ping-Pong – "wir spielen unsere Spielchen damit", sagt Horn schmunzelnd.
Die Zuhörer genießen diese wohltönende, zumeist melodisch fließende Dynamik, viele mit besagten geschlossenen Augen. Saxer Hornstein ist der Extrovertiertere, tanzt nicht nur mit den pianistischen Ideen, die der höchstens mitwippende und lächelnde Horn ihm so neugierig wie treffsicher zuwirft, sondern auch mit seinem Instrument. Nach einem sensationell flinken, anspruchsvollen Piano-Solo schnappt Hornstein sich eine Phrase, beide spielen Fangen, necken sich, lösen das harmonisch auf. So entsteht spannende und zugleich schmeichelnde Wohlfühlmusik. In den Höhepunkten scheint das Duo das Publikum zu vergessen, nur bei sich, voller Leidenschaft beim verwobenen Spiel zu sein. Wahrlich: Der Duke selbst hätte kaum erlesenere Interpreten finden können.

Kritik über das Konzert am 19.09.2020 im Birdland, Neuburg an der Donau

 Ein Duo auf den Spuren des Bigband-Swing

Konzert Michael Hornstein und Oliver Hahn übertrugen die Musik Duke Ellingtons im Neuburger Birdland munter ins kleine Format.

Eine lebendige Verneigung vor einem der größten, wenn nicht dem größten Komponisten des Jazz gelang dem Duo „Ellington Now!“ im Neuburger Birdland. Michael Hornstein und Oliver Hahn brachten die Musik des Duke in kreativer Zweisamkeit auf die Bühne des Jazzclubs. Ellington ist weithin bekannt als Meister des Bigband-Swing. Er prägte eine ganze Ära. Seine Karriere währte über mehrere Jahrzehnte und seine Kompositionen sind Allzeit-Standards des Jazz. Die Musik eines solchen Giganten also im kleinen Format des Duos. Das klappte, weil Michael Hornstein am Altsaxofon und Oliver Hahn am Flügel die Stücke weder einfach brav nachspielten noch sie als Plattform zur Selbstdarstellung eigener Virtuosität missbrauchten. Vielmehr zelebrierten sie beide die kleinen Feinheiten der Musik des Duke, spürten ihre ungeschliffenen Momente auf, jene Ecken und Kanten, die ja gerade den Reiz der Ellington’schen Kompositionen ausmachen: Nie zu süffig, nie zu eingängig, immer mit dem Anspruch, dass das Publikum bei allem Vergnügen genau hinhören möge, was es auf sich hat mit wahrer Eleganz. Lebendig dabei stets das Grundbekenntnis, das Ellington allen Jazzern ins Stammbuch geschrieben hat: „It Don’t Mean A Thing If It Ain’t Got That Swing“! Nicht zu vergessen die Weltläufigkeit, mit der andere Kulturen nicht in wohlfeilem Exotismus ausgebeutet werden, sondern in ihrer Eigen- ständigkeit das eigene Selbstbewusstsein inspirieren und bereichern: „Isfahan“ und „Caravan“. In ihren schlanken Duo-Versionen griffen Hornstein und Hahn auch die Liebe zum kleinen Format auf, die Ellington selbst etwa mit dem Bassisten Jimmy Blanton oder seinem musikalischen Alter Ego Billy Strayhorn pflegte. Hornsteins Alto klang satt und markant, vereinte Volumen und Geläufigkeit und ließ immer wieder durchblitzen, dass es im Jahr des 100. Geburtstags von Charlie Parker auch an diesem Abend nicht in der Prä-Bop-Ära zu verbleiben gedenkt. Oliver Hahn widmete sich Ellingtons Erbe mit starker linker und fantasievoll feinsinniger rechter Hand nicht ohne eine feine Prise Humor. Alles in allem ein schöner Jazzabend zwischen unprätentiöser Traditionspflege und entspannter Aktualität. Tobias Böcker, Augsburger Allgemeine

 

Kritik über das Konzert am 19.09.2020 im Birdland, Neuburg an der Donau

„Bei Ellington weiß man nie, was passiert“, sagt der Altsaxo­fonist Michael Hornstein, der zusammen mit seinem Partner Oliver Hahn am Kla­vier sich anschickt, auf der Bühne des Birdland Jazzclubs, mit musikalischen Mitteln einzudringen in das Erbe Duke Ellington’s und vorzudringen zum Kern des vermutlich größten Giganten des Jazz überhaupt.

Man weiß vor allem auch deswegen nicht, was bei Stücken wie „Caravan“, „Isfahan“, „In A Sentimental Mood“ und „It Ain’t Mean A Thing“ passieren wird, weil die beiden als Medium für ihre Be­schäftigung mit diesem genialen Musi­ker, Komponisten, Arrangeur und Säu­lenheiligen des Jazz die Form des Duos gewählt haben. Dieses Format, bei dem – sofern die Improvisation im Zentrum des Interesses steht wie in diesem Fall – es kein Verstecken gibt, jeder eigene Ideen entwickeln und einer auf den anderen eingehen muss, musikalische Korrespondenz unabdingbare Vorausset­zungen für den Erfolg ist, ist an sich be­reits spannend wie kein zweites. Wenn dann noch zwei Musiker dieses Kalibers zusammentreffen, sprühen die Funken.

Natürlich ist es von Vorteil, wenn man das Original der Stücke kennt und somit einen Vergleichspunkt hat zu dem, was an diesem Abend passiert. Manche Num­mer ist, nachdem Hornstein und Hahn sich auf sie gestürzt haben, fast nicht mehr wiederzuerkennen, bei manchen mach der Grad der Variation den Unter­schied aus. Beider Vorhaben mit dem Programmtitel „Ellington Now!“ ist ein Wagnis, als Ergebnis gibt es keine end­gültige Wahrheit darüber, was zu passie­ren hat, aber immense Möglichkeiten, was passieren könnte.

Zwischen Hornstein und Hahn herrscht eine ganz besondere Chemie. Eine vorab festgelegte Rollenverteilung scheint nicht zu existieren, wohl aber auf beiden Seiten ein untrügliches Gespür dafür, was an einem ganz bestimmten Moment zu tun oder zu lassen ist. Hier werden in einem Fort Ideen weitergereicht, weiter­entwickelt, hier herrscht fortwährender Gedankenaustausch, hier kommentiert einer den Einfall des anderen, kann einer die Reaktion des Partners scheinbar mü­helos voraussehen. Hier verstehen sich zwei Persönlichkeiten anscheinend blind.

Als Zuhörer in dieses energetisch auf­geladene Spannungsfeld, in diesen per­manenten Kreativprozess mit eingebun­den zu sein, ist absolut fesselnd. Manch­mal fällt einem die Teilnahme leicht, manchmal ist man irritiert, manchmal ahnt man, was im nächsten Moment pas­sieren wird, manchmal wird man regel­recht überrumpelt. Aber wie es auch sei, überaus spannend ist die Sache immer. Die gut zwei Stunden im Birdland verge­hen wie im Flug und am Ende verab­schieden sich zwei Musiker mit einem breiten Lächeln im Gesicht und der Ge­wissheit: Was heute hier im Birdland passiert ist, war erstklassig. Nicht um­sonst müssen sie dann noch zwei Zuga­ben geben. Es hätten sogar noch ein paar mehr sein dürfen. Karl Leitner, Donaukurie

Kritik über das Konzert am 15.11.2019 im Café Museum in Passau

Seelenbrüder-Duo Hahn & Hornstein nimmt sich die Kompositionen Duke Ellingtons vor

"Ellington Now", aber wie entspannt und improvisierfreudig, haben Pianist Oliver Hahn und Saxophonist Michael Hornstein im Café Museum einem kleinen, aber geschulten Publikum gegeben. "Ellington ist einfach zu uns gekommen, er wollte durch uns zurück auf die Erde", sagt Hornstein ganz selbstverständlich im PNP-Gespräch. Der gefragte Sax-Mann und der berühmte Pianist, gerade als Bandmusiker von Rainhard Fendrich mit dessen neuem Album Chartstürmer, kommen seit einem Jahrzehnt immer wieder zusammen als kongeniales, harmonierendes und sich blind verstehendes Duo. Diesmal zum Thema Duke Ellington (*1899-†1974). Allerdings dürfte selbst das Album dazu lediglich Momentaufnahmen festhalten. Denn beide Musiker lieben es, jenseits der funktionalen Zwänge der Shows und der Band-Zugehörigkeiten im Duo einmütig im Hier und Jetzt ins Blaue zu spielen, sich gegenseitig Akkord-, Phrasenbälle zuzuwerfen, das Eigene dem anderen zu überlassen, abzuwarten, wohin dessen Reise geht, und sich munter wieder einzuklinken. Jede Wette, dass das im Café Museum Gehörte nicht so, sondern anders aufgenommen worden ist. Zu frei, zu impulsiv, zu virtuos sind diese Seelenbrüder, um sich festnageln zu lassen, sich selbst überhaupt festlegen zu wollen. Wozu auch? Edward Kennedy "Duke" Ellington, ein wegweisender Pianist und Komponist, hätte seine Freude gehabt an beiden Sets. Wie Hahn heute verstand der Duke es dereinst, nur durch sein Klavierspiel der Band Richtungen vorzugeben und diese auch zu wechseln, Phrasen eines Mitmusikers aufzugreifen, damit davonzuphantasieren. Allerdings lässt Hornstein sich eine Phrase gar nicht erst wegnehmen – er schenkt sie freiwillig, gespannt, was entsteht, präsent, spielerisch mitmischend. Bei zwei Instrumenten war auch endlich wieder einmal Raum im Jazzclub für die fesselnde Vielfalt des Saxophon-Spiels dank eines Michael Hornsteins, der sich so selbstverständlich darauf versteht. Er ließ sein Instrument jammern und jubilieren, plappern, keifen, summen, schweigen und seufzen bei "Take The A Train" nicht anders als bei "Isfahan", "Chelsea Bridge", "Caravan" und den anderen Duke-Stücken jener Zeit. Dazwischen moderierte er als informativer Ellington-Kenner. Wird schon so sein, dass Duke Ellington sich Hornstein & Hahn ausgesucht hat. Klingt jedenfalls danach. Und bleibt bei, vielleicht wegen, aller Lust und Freiheit beider Musiker eine Hommage. Christine Pierach, Passauer Neue Presse, 17.11.2019

Bericht über die Jazz-Matinée vom Sonntag, 17.03.2019

Michael Hornstein und Oliver Hahn stellen ihre neue CD „Ellington Now“ vor

Prickelnde Spannung, gebanntes Zuhören, manchmal so voller Spannung, dass man fast den Atem anhielt, wohliges Seufzen oder befreiendes, mit Begeisterungsrufen durchsetztes Klatschen am Ende eines Songs, dies alles und mehr erlebten die Zuhörer bei der vergangenen Jazz-Matinée des Vereins „Kulturkessel Trostberg“ im Foyer des Stadtkinos. Michael Hornstein (Saxophon) und Oliver Hahn (Piano) stellten ihre neue CD „Ellington now“ vor.

Nun könnte man meinen, wenn zwei so bekannte, renommierte Jazzer ebenso bekannte Songs eines so weltberühmten Musikers wie Edward Kennedy „Duke“ Ellington spielen, wären die Überraschungsmomente dünn gesät. Doch wer so dachte, wurde eines Besseren belehrt. Michael Hornstein und Oliver Hahn wurden ihrem Anspruch, dass die Improvisation die Essenz der Jazzmusik ist, voll und ganz gerecht. Es brauchte nicht viele Worte zwischen den Songs und das Publikum verstand, welche Stimmungsbilder Oliver Hahn mit seinen perlenden, manchmal nur sparsam, aber rhythmisch ungemein genau platzierten Melodiesequenzen oder dann wieder kaskadenhaften Ausflügen in verschiedenste Harmonien auf dem Klavier entwarf. Scheinbar traumwandlerisch sicher folgte Michael Hornstein jedem kleinsten musikalischen Wink mit dem Saxophon, das er so unnachahmlich variantenreich zu spielen weiß. Manchmal hauchte er die Töne fast hinein, dann wieder ließ er es aufstöhnen, krächzen oder volltönend mitreißende Melodien entwerfen. In jedem Moment des Konzerts war zu spüren, dass sich hier zwei Musiker auf Augenhöhe begegneten, die so bekannte Songs wie „Day Dream“, „In a Sentimental Mood“, „Chelsea Bridge“ oder „Warm Valley“ mit ihrer Improvisationskunst aus dem Gefühl des Augenblicks heraus immer wieder neu entstehen ließen. Das Publikum folgte ihnen so hingerissen, dass der Applaus am Ende eines Stücks oft erst mit einiger Verzögerung einsetzte.

So bleibt das Vermächtnis eines Musikers wie Duke Ellington, der am 24. Mai 1974 im Alter von 75 Jahren in New York verstarb, lebendig.

Von Uli Brunnlechner, Trostberger Tagblatt.

Spielkameraden

Duokonzert am 9.12.2017 im BOSCO in Gauting

Es gibt Konzerte, die regelrecht ein Gefühl von Dankbarkeit auslösen. Dass man dabei sein durfte, dass einem so schöne Dinge kredenzt wurden und so weiter. Michael Hornstein und Oliver Hahn haben dem bosco-Publikum bei ihrem „Heimspiel“ ein solches Geschenk gemacht: Ihr Programm „Around the world“ hatte ein gutes Dutzend für Saxophon und Klavier arrangierte Kostbarkeiten im Gepäck, die Volkslieder aus aller Welt zur Grundlage haben – und das zusätzlich Geniale dabei war, dass Hornstein nach fast jedem Stück ein Ratespiel mit Preis-Auslobung veranstaltete: Wer erriet, woher wohl das gerade verwendete Original stammte, wurde über die unglaubliche Live-Musik hinaus auch noch extra mit einer CD belohnt!

Der aus Gauting stammende Hornstein scherzte zu Beginn, er sei im zarten Alter von 13, 14 Jahren genau hier zum ersten Mal auf der Bühne gestanden. „Damals wurden wir mit Bierflaschen beworfen – ich muss sagen, das Publikum ist besser geworden.“ Als ob er es heute nicht mühelos um den Finger wickeln würde: Mit seinem geradezu „streichelnden“ Saxophon-Stil vermag Hornstein es gemeinsam mit Oliver Hahn, aus den folkoristischen Fundsachen seines Globetrottertums die denkbar feinsten Arrangements zu zaubern – Lieder aus der Dominikanischen Republik, aus der Mongolei (Das Publikum tippte erst auf China oder Japan), aus Panama, aus dem „deutschen“ Mittelalter gar.

Häufig ist es Hahn am Pianoforte, der die Motivik bloßlegt und ihr buchstäblich die Treue hält, während Hornstein die Seele der Stücke leichtfüßig umtänzelt. Beide treffen sich beim Spielen wie zu Verabredungen, einigen sich auf das Grundmuster, erinnern einander von Zeit zu Zeit daran, wo die Reise ihren Ausgangspunkt hatte. Hahn gelingt es sogar, das musikalische Thema durch Verlangsamung seines Spiels noch weiter zu intensivieren. Weiter ging es dann nach der Pause über Lieder aus Mexiko, Tibet und das von den Zuhörern dechiffrierte „Waltzing Mathilda“ Australiens. Es folgte ein Schuss „Karibik“ in der Manier eines supergeschmeidigen Harry Belafonte, auch Salsa, zwischendurch ein sanfter Boogie. Dass Hornstein und Hahn sich musikalisch und offenbar auch menschlich ganz wunderbar verstehen, war mit Händen zu greifen: Da sind zwei „Spielkameraden“ mit größter Freude am Werk. Erkunden gemeinsam die Welt, genießen das Echo, das Erkennen, die Wesenheit des jeweils anderen Instruments. Und das bosco-Publikum ist hin und weg von dieser Art Weltmusik, lauscht gebannt und selber hoch konzentriert. Hornsteins Kommentar: „Ist doch gleich was ganz anderes als die Bierflaschen vor 42 Jahren.“ Zur Belohnung noch drei Zugaben, darunter Brechts „Mäcki Messer“-Song und, nun endgültig zum Niederknien: „Amazing Grace“. Am Ende ein Gefühl von Dankbarkeit, wie gesagt.

Thomas Lochte, 10.12.2017

Michael Hornstein Trio: Forelle "blau"

Michael Hornstein macht nicht viele Worte, Er lässt Musik sprechen und allenfalls ein paar gesampelte Sätze vom Computer einspielen, die sich wie ein persönliches Statement anhören: "We are living in a world of words, spend so much time surrounded by words . . . but there´s so much more to... " Und schon setzt das Saxophon ein und bringt das Gesprochene sanft zum Schweigen. Für den ersten Auftritt des "Michael Hornstein Trio" im bosco seit 2009 hatten die Musiker die Lounge anstelle des großen Saals bevorzugt, und auf diese Weise entstand über das Klangerlebnis hinaus auch noch eine gewisse räumliche Verdichtung, um nicht zu sagen "Intimität". Doch das Heimspiel des Gautingers Hornstein und seiner Mitstreiter Matthias Bublath (Keyboard) und Walter Bittner (Drum & Base) war alles andere als heimelig, nahm man die Zuhörer vom ersten Ton an doch gleich wieder mit auf neue, aufregende Reisen, zu vermeintlich bekannten und doch ganz anders "bevölkerten" Territorien der Musikalität: Schuberts "Forelle" im groovenden Reggae-Takt - wann hat man je zuvor ein derart munteres Fischlein plätschern hören? Forelle "blau", könnte man sagen, wäre da nicht dieses akkurate, durchdachte Zusammenwirken der Instrumente. Die Fantasie bekommt sofort Flügel, wenn sich aus den Trümmern des nächsten Stückes plötzlich ein dunkles "Summertime" erhebt, das seinerseits letztlich alles Erdenschwere abstreift und das Wesentliche herausschält. Nicht nur hier leistet der Drum-Computer als "vierter Mann" ganz Erstaunliches: Als Rhythmusteppich für die aufsattelnden, feinen Aktionen Walter Bittners, als Tango-Stichwort für frisch rasierte Jazz-Klassiker oder als treibende Groove-Maschine für Mozarts Konzert op.40 im Latino-Gewand: Wenn das die Wiener Hofreitschule und ihre Pferde zu hören kriegen! Michael Hornstein hat für seine herrlichen Grenzüberschreitungen sogar den Kanon der Romantik aufs Korn genommen. Hat Schumann entstaubt, Smetanas gemächlich dahinfließende "Moldau" mit kernigem Geröll angereichert und doch deutlich flotter flussabwärts geschickt - und ehe man sich´s als Zuhörer versieht, sitzt man mit dem kosmopolitischen Trio im entspannten "Café del mar". Mit Easy Listening hat all dies freilich nichts gemein - Hornsteins Spiel ist wie musikalischer Pointillismus, verübt an bekannten Bildern, die man durchaus auch mal neu deuten oder gar frisch übermalen darf. Unwirklich schöne Moll-Harmonien entstehen dabei, aber auch hochspannende, nie gehörte Arrangements, die sämtlich glücken, ohne Verrat an den jeweiligen Vorlagen zu begehen. Matthias Bublath hat bei diesen Abenteuerreisen eigentlich den schwersten Stand, doch er schafft es am Keyboard noch in den innigsten Momenten, der Gefahr des Procol-Harum-Pathos haarscharf zu entgehen. Und Michael Hornstein, der Wortkarge? Er hat vielleicht eine Hassliebe zu seinem Instrument, dem launischen Saxophon, das doch alles auszudrücken vermag, was Gefühle bergen. Im bosco lässt er es Streicheleinheiten verteilen, er lässt es aber auch mal "rumzicken", Er will jedenfalls nicht, dass es sich "verkopft" anhört. Er kennt seinen Miles Davis und vermutlich auch seinen Grover Washington junior, unser aller Mozart sowieso und den Smetana und den "Herrn Salsa" und die Afro-Beats von nebenan. Und er zieht den Hut vor jedem Meister und jeder Musiktradition - so wie sie es die Zitierten wohl auch vor ihm täten, wenn sie könnten. Weil er sie alle an einen Tisch gebracht hat, in einer Lounge in Gauting an einem traumhaften Konzert-Herbstabend.

Thomas Locht, 6.10.2012

Kniefall mit Saxofon

Michael Hornstein begeistert das Publikum bei "Jazz am See".

Feldafing - Aus der Masse der ernsten, in sich versunkenen und ein wenig weltabgewandt wirkenden Jazzer ragt Michael Hornstein hervor. "Vergnügt", das ist wohl die passende Beschreibung für den Saxofonisten, der gemeinsam mit Walter Lang (Piano) und Walter Bittner (Schlagzeug) im Rahmen von "Jazz am See" in der Feldafinger Gemeindebücherei auftrat. Michael Hornstein lächelt bevor er das Mundstück seines Saxofons mit den Lippen umschließt, er lächelt anschließend, wenn er das Sax wieder absetzt.

Dem Trio macht es Spaß, abgenudelte Ohrwürmer neu zu beleben und wenn ihm ein besonders guter Part gelungen ist und das Publikum jubelt, dann reckt er die Faust gen Himmel und lacht. Wie er auf den Barhocker klettert, die Beine mit den Turnschuhen zum Anzug kurz übereinanderschlägt, dann wieder runtersteigt, über die Bühne schreitet, zwischen dem Publikum durch den Raum wandert und am Ende sogar auf die Knie fällt und spielt - das macht den Saxofonvirtuosen, Jahrgang 1962, authentisch und sehr sympathisch.

Das Michael Hornstein Trio baut keine Wand zwischen Publikum und Musikern auf. Musik macht Spaß - das ist die Message. Spaß macht dem Musiker auch das Spiel mit den Noten alter Meister und den Kultstandards. Ein Bestehen auf dem Status Quo, Selbstbegrenzung und braves Nachspielen, sind dem Hornstein-Trio fremd. Im Gegenteil: Für Hornstein ist es eine Herausforderung die Ohrwürmer neu zu beleben. Die Stücke quasi von ihrem Podest herabzuholen und aufzuhübschen. Egal, ob es sich um Händels Passacaglia oder den Kanon in D von Pachelbel handelt. Ein paar Akkorde reichen aus, um den "das kenne ich doch" Effekt im Publikum zu erzielen. Eine bekannte Tonfolge erklingt, ein harmonischer Dialog zwischen Piano und Saxofon entspinnt sich. Doch dann entfernen sich Piano und Saxofon von den bekannten Klängen, setzen eigene Ideen um, vermischen alt mit neu, reißen Melodien auseinander, scheinen sie unterstützt von elektronischen Effekten und Schlagzeug in die Luft zu schleudern, bis sie umkleidet von modernen Grooves und Loops, Funky- und House- Elementen als neue Originals sanft auf das Publikum hinabrieseln. Dabei setzt Hornstein die Elektronik sparsam ein. Ein Wind pfeift zur Eigenkomposition "Westend" (gemeint ist der Münchner Stadtteil), Walter Lang dreht dazu an den Reglern seines E-Pianos, es hallt, pfeift und quietscht gerade so, dass die Effekte die Melodie nicht übertönen, sondern unterstützen und gerade so, dass diese Ausflüge in unbekannte Hörgewohnheiten das Publikum zwar zum Staunen bringen, aber nicht überfordern.

Grundlage vieler Stücke sind Standards wie "Summertime", "Take Five" oder das "Pink-Panther-Theme", erkennbar zwar, aber doch völlig anders. "Ich habe nach oben geschaut und er war blau, ganz schön blau, der Mond... und seit ich die Stimme gehört hab, ist er golden... ", lapidar, ohne Emotion spricht Hornstein diese Worte, ein Sprechgesang, eingerahmt von Schlagzeug und sparsamen Klavierakkorden, es sind einfache und dennoch rätselhafte Worte, was sie genau bedeuten, das erzählt Hornstein dann mit seinem Saxophon. Mit unglaublicher Klangbreite röhren, schluchzen, locken und schmeicheln die Töne: "Blue Moon" - was für eine Coverversion des guten, alten Klassikers!

Patrizia Steipe, SZ am 19.3.2012

Trio Summertime Opium wärmt Herzen der Jazzfans

In bester musikalischer Gesellschaft eroberte Michael Hornstein die Werkstattbühne und Jazzseelen in Wackys Schreinerei. Hornstein am alt sax, Walter Lang an den keyboards und Walter Bittner mit electronics & drums kommen symbiotisch daher. Intimer Schmeicheljazz wechselt sich ab mit tanzbaren House Tracks, Mischungen aus Vergangenheit und Gegenwart, Elektronik und Akustik entstehen. Wundervoll authentisch, wundervoll klar und immer emotional auf den Punkt gebracht. Im Sommer 2010 war das Trio Summertime Opium für das Goethe-Institut auf Griechenland Tournee, so war es Sonntagabend bestens eingespielt. Durch und durch spürbar. Michael Hornstein, mit dem Track „Carma“ auf der renommierten Compilation “Cafe del Mar” vertreten, gehört durch diesen Titel zu den heute weltweit am meisten gehörten Saxophonisten. Allerdings. Zusammen mit seinen beiden Begleitern entstand ein perfekter Abend. Jazz as Jazz can.

Urbaner Sound in rustikaler Stube

Chiemgauer Zeitung 12-1-2010

Pittenhart. „Das nächste Stück heißt ,Traffic‘. Also Verkehr. Wer da nicht an Autos denkt, ist selber schuld.“ Grundstimmung: Was soll’s? Wahrscheinlich wird deshalb auch im „Traffic“-Hintergrund die Basslinie von Miles Davis‘ „So What“ gespielt. Entspannt. Der Chill-out-Faktor wäre nur noch zu toppen, wenn das Projekt Westend statt im Hilgerhof im Wohnzimmer spielen würde. Ein exklusives Konzert im exklusiven Rahmen.

Der Kontrast könnte faszinierender und spannender nicht sein. Urbaner Sound in rustikaler Gaststube, Lounge trifft auf Bauernkammer. Passt nicht? Passt doch. Michael Hornstein (Saxofon), Walter Lang (Fender Rhodes) und Walter Bittner (Schlagzeug, Live Electronics) sind die Grenzen des Mainstream-Jazz zu eng – und damit beweisen sie sich als wahre Jazzer. Sie suchen Neuland nicht nur, sie finden es auch. Bittner kombiniert differenzierte Beckensounds, feinfühlige Beseneinsätze und elektronische Soundfiles zu einem subtilen Rhythmusteppich, mehr noch: zu einem im harmonischen Gefüge unabdingbaren Bestandteilder komplexen und doch eingängigen Stücke Hornsteins. Bittner bildet nicht nur Fundament, sondern Zentrum der Kompositionen. Sein Timing – überragend. Wenn er Straßengeräusche aus Bogotá einspielt und dann mit dem Schlagzeugspiel einsetzt, dann hat das Studio-Qualität. Da gibt’s kein Vertun.

Der charakteristische, unverwechselbare, glockenähnliche Rhodes-Klang ist derzeit in NuJazz-Produktionen sehr gefragt – für die Hornstein-Kompositionen scheint er unverzichtbar. Vor allem wenn Lang am E-Piano sitzt. Der hat eingefahrene Gleise längst verlassen. Wenn er sie überhaupt mal befahren hat. Nichts für Puristen, wobei sich die Frage stellt, ob der Jazz für Puristen überhaupt musikalische Heimat sein kann. Jazz war immer dann lebendig, wenn er Grenzen überschritten, wenn er andere Stile integriert hat. Lang jedenfalls scheint seinen Spaß an Musik zu haben, das es nie ins American Songbook schaffen würde. Ein Glück für seine Zuhörer, Pech fürs Songbook.

Hornstein ist ein Meister am Saxofon und ein Meister in der Kunst des Weglassens. Wo andere vier Töne blasen, benötigt er einen einzigen, langen – und schafft so eine glasklare Atmosphäre. Er verkünstelt sich nicht, hat es nicht nötig, seine Virtuosität durch unnötige Tonkaskaden zu beweisen. Er reduziert, und das, was übrig bleibt, sitzt hundertprozentig. Es gibt keine barocken Schnörkel, nichts Übergewichtiges. Übrig bleibt die schiere Melodie. Doch die hat’s immer noch in sich. Hornstein hält die Spannung, auch wenn seine Stücke noch so entspannt daherzukommen scheinen. Sie bewegen sich zwischen meditativer Ästhetik und explosiver Expressivität.

Auch die Klassiker, die das Trio im Repertoire hat, entbinden die Musiker von allen überkommenen Hörgewohnheiten. Eine ganze CD – „Summertime Opium“ – haben Hornstein, Lang und Bittner mit Standards eingespielt, die sich derart in den Gehörgängen eingebrannt haben, dass sie schon keiner mehr hören kann. Doch wenn sie durch die Hände des Trios gegangen sind, dann ist jedes Staubkorn weggeblasen. Ein Rhythmuswechsel hier, eine andere Tonart da, und schon erstrahlt das Meisterwerk in neuer, alter Frische – egal ob „Take Five“, „Summertime“ oder „Pink Panther Theme“.

Diese drei Ausnahmeinstrumentalisten in einem Trio vereint zu hören kann nur eines bewirken: den totalen Klanggenuss. Egal, ob man das Jazz, NuJazz, Lounge-Jazz oder Chillout bezeichnet. Schubladen sind die Sache der Drei nicht. Spannend entspannen, ohne Scheuklappen den Blick auf aktuelle Musikrichtungen richten, das ermöglicht Hornsteins Trio den Zuhörern.

Da laufen Filme ab, wenn Hornstein & Co. spielen, Straßenszenen, Schneefall in New York, bunter Trubel auf Bogotás Straßen – und das alles bei minus vier Grad in der Nähe von Pittenhart, bei flackerndem Feuer im offenen Kamin. Der Hilgerhof hat sich zur Bühne für außergewöhnliche Musikerlebnisse entwickelt.

Von Andreas Falkinger

Musikalischer Grenzgang auf dem Saxophon

Die zeitliche, räumliche und musikalische Dimension des Jazzcenters hat sich immens erweitert. Diesen elementaren Durchbruch schafften Michael Hornstein (Saxophon), Walter Lang (Fender Rhodes), Walter Bittner (Drums) und Manolo Diaz (Bass) in knapp zwei Stunden.

Geschmeidig schleicht „Pink Panther“ Augen funkelnd durch den Club, mit virtuosem Saxophon-Solo Michael Hornsteins in kongenialem Dialog mit Walter Lang am Fender Rhodes-Piano. „Wir spielen Stücke, die die meisten Jazzmusiker nicht mehr spielen, weil sie zu abgenutzt sind“, moderiert Hornstein an und unwillkürlich denkt man, das kann ja ein heiterer Abend werden. Doch dann erklingt erst mal Walter Bittners geheimnisvolle Maschine auf dem Bügelbrett. Der Schlagwerker holt Ton-Versatzstücke aus 100 Jahren Jazzgeschichte aus dem Laptop, klöppelt zuerst vorsichtig, schließlich knackig über die Sounds drüber, lädt Sax, Piano und Bass zum Mitspielen ein, bis das präsente Spiel die digitale Konserve unmerklich ablöst. So verschwimmt die Grenze zwischen Elektronik und Akustik, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, stets angenehm groovend, sympathisch unprätenziös. „Round about Midnight“ von Thelonious Monk vertieft die balladisch verträumte Club-Atmosphäre. Leitmotivisch strahlt stets Hornsteins unaufdringlicher Sax-Klang, von Walter Langs Pianospiel wie mit glitzernd melodischen Perlenschnüren umschlungen. „Take Five“ swingt romantisch und man fragt sich, ob das wirklich der abgenudelte Hitparaden-Titel ist: Genau darin steckt das unerhörte Genialitäts-Potenzial der Band, dass sie Cover-Versionen zu erstaunlich eigenständigen Originals stilisiert. Von seinen Reisen quer über den Globus hat Hornstein „Besame mucho“ mitgebracht. Der Gassenhauer wird salonfähig, ist an Empathie und Sax-Sonorität nicht zu überbieten - geradezu konzertant der Bass-Chorus von Manolo Diaz, der auch gerne mal auf verschiedene Körperstellen seines Instruments gefühlvoll trommelt.

Die Band überschreitet die Tellerränder der Musikrichtungen, die Grenzen der Instrumente, die Sessions-Verklemmtheit der Jazz-Standards, erhöht im rauchfreien Jazzclub den gesunden musikalischen Anteil an der Atemluft enorm.

Benno Kreuzmair, Mittelbayerische Zeitung, 20.4.2009

"Es wird immer wunderbare Musik, welcher Titel auch immer den Anlass dazu gibt. Entscheidend ist, dass Michael Hornstein das Saxophon bläst und Peter Bockius den Kontrabass zupft und streicht. Immer wieder gelingt es dem Duo, diesen Eindruck der Einmaligkeit zu vermitteln... Von der grandiosen Beherrschung der Instrumente ganz abgesehen – war hier doch jeder einzelne Ton in transparenter Nacktheit exponiert. Diese kammermusikalische Klarheit, wie sie in der Klassik zu Hause ist, fordert höchste Präzision. Aber für Hornstein wie Bockius gibt es ohnehin keine falschen Töne, sondern lediglich überraschende Situationen, aus denen es spannende Figurationen zu gewinnen gilt. Und selbst in den Momenten spontaner Einfälle, die der Musik des Duos gerade die mitreißende Frische verleihen, aber auch zu heiklen Konstellationen führen können, fanden sich großartige Auflösungen... Ein derart unmittelbares Erlebnis des Jazz hat eine besondere Qualität, die aber nur die versiertesten Musiker in solch einer schlüssigen Form zu bewältigen vermögen. Eben auch Hornstein und Bockius. Viel Applaus."

Reinhard Palmer, SZ 7.10.2006

„Eine ganz eigene Atmosphäre auf der Bühne zu schaffen, das vermag ein zierlicher, jungenhaft wirkender Saxophonist, der wahrscheinlich einer der größten zeitgenössischen Musiker unserer Epoche ist. Der 40-jährige Michael Hornstein spielte am Samstag eine geniale Nachtsession beim Gräfelfinger Kulturfest. Eine Nummer von mehr als einer halben Stunde zum Auftakt schaffte es das durch Alkohol und Müdigkeit angeschlagene Publikum im großen Festivalzelt wieder auf die Beine zu bringen. Nach wenigen Minuten tanzten einige, nach 30 Minuten ganze Massen vor der Bühne. "Jazz Orange" hieß die zweistündige Performance. So individuell wie Hornsteins Musik und Interpretationen sind, so individuell ließ es sich auch auf seine Klänge tanzen. Mit seinen drei Musikern schaffte er auf scheinbar lässige Art ein Zusammenspiel, wonach mach anderer Musiker krampfhaft trachtet. Viel Freiheit für die eigene Linie gab er beispielsweise seinem Percussionisten "Mister M. C."; Hornstein blieb mit seinem Altsaxophon teilweise bescheiden im Hintergrund - er kann es sich leisten, seine Musiker hervorzuheben, denn wenn er zum Sax greift, dann gibt es für einen Saxophonfan ohnehin nur noch seinen Sound. Lebendige zeitgenössische Interpretationen beispielsweise zu"Fly me to the moon"; öffnen durch ihre präzise Intonierung und mit ihren überraschenden Gags die Denkstruktur des klassischen Jazz. Hornsteins funky elektro jazz lebt vom groove, vom Kribbeln im Bauch, den sein eigenwilliger Sound erzeugt. Er selbst bewegt sich auf der Bühne mit tänzerischen Bewegungen. Jeder der Musiker in der Band ist ein extremer Individualist aber Hornstein führt sie im entscheidenden Moment auf eine Linie zusammen. Konzeptionelle Klarheit existiert neben ausschweifenden Interpretationen. Es hätte noch bis früh in den Morgen so weitergehen können, doch die Polizeistunde machte weit nach Mitternacht dem Konzert ein Ende."

Gabriele Felix, SZ 2002

Jugoslavientournee mit Jazz On Mars 2000

Konzert für Altsaxofon und Stille

"... einer der herausragendsten Vertreter des modernen europäischen Jazz, Michael Hornstein, verbindet mit „Jazz on Mars“ seine Fähigkeiten als Improvisator, Saxofonist, Filmkomponist, Produzent elektronischer Musik, Entertainer ... meisterhafter Umgang mit Stille, Pausen und den Nebengeräuschen im und vor dem „Klub M“ ... unverwechselbarer persönlicher Saxofonklang, bis in einzelne Phrasen hinein changierend von tiefer Verletzbarkeit bis hin zu archaischer Gewalttätigkeit ... jedes Stück erzählt eine ganz eigene Geschichte ... eine auf einer körperlichen Ebene wirksame und angenehme Musik ...“

G. Iejanovic in Narodne Novine, Nis 19.9.2000

Magische Momente im Ethnographischen Museum

„ ... Hornstein präsentierte sich mit einer einzigartigen Mischung aus improvisierter Musik, Filmmusik, minimal music, ambient und zeitgenössischem Jazz ... ein außergewöhnlicher Liveact, der einen Film im Kopf des Zuhörers erzeugt ... eine Bandbreite vom minimalistischen Spiel nur auf dem Mundstück des Saxofons bis hin zu brillanten virtuosen Kaskaden und „Sheets of sounds“, in der Tradition John Coltranes. Raffiniert kombiniert mit unterschiedlichen elektronischen Backgroundsounds ... Hornstein schuf mit fast schon meditativer Eindringlichkeit eine elektrisch aufgeladene Spannung ... magische Momente mit einer Musik „nicht von dieser Welt“

Dnevni Telegraf, Belgrad 23.9.2000

Im Zeichen des Feiernden

„ ... der Auftritt des unter anderem durch seine Zusammenarbeit mit Gary Peacock international renommierten deutschen Altsaxofonisten Michael Hornstein war einer der Höhepunkte des diesjährigen Festivals für improvisierte Musik in Kanjiza. Michael Hornstein wurde seinem Ruf als routinierter Improvisator gerecht. Zuerst spielte er mit dem Percussionisten Geroly Tamas ein Duo, was man am ehesten noch als Ethnojazz bezeichnen könnte. Danach gab es, durch den Bassisten Mezey Szrilard zum Trio erweitert, einen beeindruckenden kollektiven improvisatorischen Höhenflug. Zum Abschluß begegneten sich dann Michael Hornstein und die Jazzlegende Mal Waldron erst mit professioneller Gelassenheit, dann aber mit sich scheinbar endlos steigernden spirituellen Intensität auf höchstem Energieniveau... Begegnungen zwischen Kulturen und Generationen, ganz im ursprünglichsten Sinn dieses Festivals.“

Slobodan Arandelovic in Danas, Belgrad 21.9.2000)

Mexico Kuba Tournee 1999

"... ein einzigartiges Erlebnis...wunderbar ausgeglichene Mischung aus Eigenkompositionen und meisterhaften Improvisationen...traumhaft ausbalanciert..."

Uno mas uno, mexicó city, 28.4.99

"...der unbestrittene Höhepunkt des diesjährigen Eurojazzfestivals war der Auftritt des new trio. Mit seiner fragilen,verletzlichen Musik gelang es dem Trio das Publikum vollkommen in seinen Bann zu ziehen... die drei Musiker verschmelzen zu einem homogenen Klangkörper...beherrschen die Kunst der Pause perfekt... es entstehen solos, duos, trios, fließende Wellen von Sounds, Musik von eigenartiger betörender Schönheit..."

La Jornada, mexicó city, 29.4.99...

"Bei ihrem Konzert im Cultural Cabanas am 22.4.99 stellten die drei Mitglieder des new trio eindrucksvoll unter Beweis, warum sie zu den wichtigsten Vertretern der jungen Musikszene in Deutschland gezählt werden. In der ungewöhnlichen Besetzung: Gitarre, Altsaxophon und Piano machen sie mit ihren Eigenkompositionen das fast Unmögliche möglich: Eine eigene, bisher ungehörte Musik ... ein unvergesslicher Abend, der lange nachklingt..."

Público, Guadalajara, 24.4.99